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Diversität in Projektteams
17.05.2017 | Presse

„Silodenken“ vermeiden: Sechs Taktiken für Vielfalt im Projektteam

Wie „Machertyp“, Analytiker und Visionär zusammen zur Höchstform auflaufen

Fachkenntnisse, Schulungszertifikate, Berufserfahrung – der Projektmanager wusste genau, welche Mitarbeiter er für sein Entwicklungsprojekt brauchte. Sorgfältig prüfte er die Qualifikation der Kandidaten, die als Mitarbeiter in Frage kamen – für ein handverlesenes, vierzehnköpfiges Spezialistenteam. Dann nach zwei Monaten die Ernüchterung: Dem Projekt fehlte es an Schwung. Die Spezialisten erledigten gewissenhaft und still ihre Aufgaben – doch das Projekt brauchte kontroverse Diskussion, um neue Lösungswege zu finden. „Jeder blieb in seinem Fachgebiet“, klagte der Projektmanager, „ich hatte gehofft, dass wir im Team zu besseren und wirkungsvollen Ergebnissen kommen.“

Vielfalt bringt Projekte voran. Ein professionell zusammengestelltes Team betrachtet die Aufgaben aus verschiedenen Blickwinkeln. Beispiel Produktentwicklung: Konstrukteure, Programmierer, Qualitätsmanager oder Produktionsfachleute diskutieren die gemeinsamen Projektaufgaben jeweils durch ihre Brille. Die verschiedenen Sichtweisen führen zu neuen Lösungen. Doch viele Projektmanager denken bei der Vielfalt allein ans Fachliche – ein Fehler, wie Gunter Gruhser meint, Senior Consultant bei der Unternehmensberatung „next level consulting“. „Wir brauchen für Spitzenteams nicht nur die optimalen Spezialisten, sondern auch einen guten Mix unterschiedlicher Persönlichkeiten“, erklärt der Experte für Projektmanagement. Denn davon kann abhängen, ob die interdisziplinäre Kooperation fruchtbar in Gang kommt.

Bei der Mitarbeiterauswahl achten Projektprofis deshalb im Team auf die optimale Passung zwischen den Aufgaben, der Persönlichkeiten der Mitarbeiter und ihrer jeweiligen Arbeitspräferenzen. Beispielsweise kombinieren sie stille, gewissenhafte Detailarbeiter mit lebhaften „Machern“, kooperativen Teamplayern oder kreativ–emotionalen Visionären. „Diese Vielfalt macht die Projektarbeit vielleicht nicht einfacher, aber mit Sicherheit produktiver und erfolgreicher“, hat Gunter Gruhser beobachtet.

Er erklärt sechs Taktiken für die „Erfolgsformel“ bei der Mitarbeiterauswahl:

 

Erste Taktik: Die Vielfalt bewusst ins Team bringen

Gleich und gleich gesellt sich gern, dies gilt auch im Projektmanagement. „Beispielsweise wählen introvertierte, sachlich–analytische Projektmanager häufig ihnen ähnliche Mitarbeiter“, erklärt Gunter Gruhser. Das Problem dann: Das Team mischt sich nicht richtig, die Zusammenarbeit bleibt ohne Dynamik. Schlimmstenfalls kommt es zum „Silodenken“. Die Spezialisten bleiben in ihrem Fachgebiet unter sich, sie bringen dort auch Spitzenleistungen. Aber: Die gemeinsame Diskussion im Team bleibt auf der Strecke. Die Spezialisten kommen nicht zu wirklich interdisziplinären und innovativen Lösungen. „Aus unterschiedlichen Charakteren gemischte Teams streiten sich auch mal produktiv“, sagt Gunter Gruhser. Das mag für alle Beteiligten anstrengend sein – bahnt aber dem Projekterfolg einen guten Weg.

Zweite Taktik: Auf die „Lücken“ achten

Gute Projektmanager erkennen schnell die Lücken in der Zusammensetzung ihres Teams. Sie wissen, welcher Typ von Mitarbeitern noch fehlt – und suchen dann gezielt. Personalfachleute verwenden dafür professionelle Fragebogen oder Tests. Als grober Kompass helfen allerdings gängige, im Alltagsleben gebräuchliche Modelle. Wer vorwiegend introvertierte, „stille“ Mitarbeiter im Team hat, sollte dies gezielt kompensieren: etwa durch extravertierte Menschen, die sich in der Gruppe nach außen gewandt verhalten, viel diskutieren und tatkräftig handeln. Ähnlich kann man sachlich–analytischen Menschen ein Gegengewicht durch ideensprühende Visionäre geben – oder dynamische Machertypen mit umsichtig abwägenden Kollegen zusammenbringen.

Dritte Taktik: Auswahlgespräche nutzen

Die allermeisten Auswahlgespräche für Projektmitarbeiter drehen sich allein um Qualifikation und fachliche Erfahrung. „Gute Projektmanager sprechen aber auch Persönliches an“, erklärt Gunter Gruhser. Sie erkundigen sich beispielsweise nach Vorlieben bei der Arbeitsweise, nach Wünschen zur Teamarbeit oder nach persönlichen Zielen. Hilfreich sind gezielte Fragen nach zurückliegenden Projekterfahrungen: Was hat dem Mitarbeiter besonders an der Arbeit im Projekt gefallen? Warum hat er sich im Team wohlgefühlt? Weshalb fand er die Zusammenarbeit produktiv? Wie müssten die Mitarbeiter im Team miteinander umgehen, damit er sich wohl fühlt? Solche persönlichen Gespräche rentieren sich in zweifacher Hinsicht. Zum einen lernt der Projektmanager die Persönlichkeit und die Arbeitspräferenzen möglicher Mitarbeiter kennen. Zum anderen baut sich dadurch eine erste zwischenmenschliche Verbindung auf, die der Projektmanager später für die Führung gut brauchen kann.

Vierte Taktik: Die Menschen verbinden

Gegensätze ziehen sich nicht immer an. Die Zusammenarbeit in einem bunt gemischten Team aus unterschiedlichen „Menschentypen“ ist nicht leicht. Projektmanager sollten deshalb ihre Mitarbeiter bewusst miteinander verbinden. Projektprofis sorgen beispielsweise dafür, dass sich ihre Mitarbeiter auch persönlich kennenlernen – etwa auf Grillabend oder einem ähnlichen „Social Event“ für das Team. „Wichtig ist, dass die Mitarbeiter die Zusammenarbeit in einem vielfältigen Team als erfolgreich und bereichernd verstehen lernen“, sagt Gunter Gruhser. Auch wichtig: Manche Mitarbeiter erleben in den ersten Wochen der Projektarbeit einen „Realitätsschock“. Das Team in seiner Verschiedenheit ist neu, die Arbeitsweise im Projekt ebenfalls. Je früher der Projektmanager beginnt, seine Mitarbeiter in Verbindung zu bringen – desto mehr beugt er damit dem Realitätsschock vor.

Fünfte Taktik: Verschiedenheit „aushalten“

Ein heterogenes Team stellt Projektmanager bei der Führung vor Herausforderungen. „Er muss die Vielfalt moderieren“, erklärt Gunter Gruhser, „also beispielsweise kontroverse und leidenschaftlich geführte Diskussionen nicht unterdrücken, sondern geradezu fördern.“ Statt das Team in eine Richtung zu treiben geben erfahrene Projektmanager „lange Leine“ – und beobachten die Diskussionen im Team. „Damit kitzelt man quasi aus jedem Mitarbeiter die individuelle Sichtweise etwa zu einer Problemfrage hervor“, sagt Gunter Gruhser, „so bekommt jeder im Team Feedback, und es werden wirklich alle Meinungen bedacht und diskutiert.“

Sechste Taktik: Energisch Schlusspunkte setzen

Der Blick durch die verschiedenen „Brillen“ der Mitarbeiter führt zu besonders gründlichen Diskussionen und gut durchdachten Lösungen. Das Problem nur: Die Diskussionen müssen sachlich bleiben, und sie dürfen nicht ausufern. Der Projektmanager muss nach den Erörterungen auf Ergebnisse drängen – auch dann, wenn vielleicht nicht alle Mitarbeiter dieser Entscheidung aus vollem Herzen zustimmen. „Der Spannung des produktiven Streits muss Entspannung durch Ergebnisse folgen“, sagt Gunter Gruhser. Also: Rechtzeitig die Reißleine ziehen, vom Team Ergebnisse fordern – und den „Sack zu machen“, damit das Projekt erfolgreich vorankommt.

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