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28.09.2017 | News

Arbeiten im permanenten online Dialog

Laut einer quantitativen Umfrage von pma sehen ein Viertel der befragten Projektmanagerinnen und Projektmanager eine passende Aus- und Weiterbildung zu finden als herausforderndes Thema für die Zukunft an. Herr Rabl, Sie sind Managing Director bei next level consulting, haben dadurch einen guten Einblick in die Aus- und Weiterbildungswelt. Woran liegt ihrer Meinung nach diese Befürchtung? An Angeboten mangelt es ja eher nicht.

Die Bedürfnisse unserer Kunden und Kundinnen haben sich stark verändert. Natürlich auch durch die stark veränderten Anforderungen an das Projektmanagement. Seit etwa 10 Jahren – mit der Einführung der Smartphones – hat sich unser Leben, unsere Art zu kommunizieren und unsere Art zu arbeiten wirklich massiv gewandelt. Das spüren wir im Projektmanagement besonders stark. Unsere Zeit ist nicht nur wesentlich komplexer sondern auch sehr viel dynamischer geworden. Und sowohl Komplexität als auch Dynamik – für mich ein untrennbares Zwillingspaar - werden in Zukunft  noch zunehmen. Die sogenannten digital natives kommen in den Arbeitsmarkt und prägen mit ihren digitalen Kompetenzen die Welt. Eine Herausforderung für alle Ausbildungsinstitutionen, für die Lehrenden, für die Auftraggeber, für die Arbeitgeber und auch für die Kollegen.

Was bedeutet das für Bildungsinstitutionen konkret?

Die Tutorials auf Youtube, also kurze Lehrvideos zu allen möglichen und unmöglichen Themen, sind total populär. Und setzen neue Maßstäbe. Es erfolgt eine Modularisierung der Themenvielfalt. Die Zeiten in denen Seminare wie PM Basic und PM Advanced, die jeweils mehrere Tage gedauert haben, gebucht werden, neigen sich dem Ende zu. An Weiterbildung wird gebucht was gerade bzw. kurzfristig gebraucht wird - also z.B. Netzwerkplanung und Risikomanagement. Lernen auf Vorrat ist out. Learning on Demand wird hingegen immer populärer. Dem müssen wir uns anpassen. Wir bei nlc digitalisieren daher z.B. nicht nur unsere internen Prozesse sondern auch verstärkt unsere Produktwelt und bieten immer mehr sogenannte Learning nuggets an.

Sie haben ab Herbst aber trotzdem auch einen neuen analogen Lehrgang im Programm.

Ja. Aber dort erfolgt kein Basis-Training, sondern es wird auf die speziellen Bedürfnisse von top (PM-)Managerinnen und Managern eingegangen. Ich denke, in dieser Liga bleiben off-line Angebote  noch lange nachgefragt.

Weil hier noch eine Generation am Ruder ist, die sich in der digitalen Welt nicht so wohlfühlt?

Nein, sondern weil hier der persönliche Austausch wichtig ist. Aber es ist schon so, dass die Generation 40+ sich mit der digitalen Welt schwerer tut. Ich merke das an mir selbst, obwohl ich sehr interessiert und aufgeschlossen bin. Und ich merke es sehr stark auch bei unseren Kunden. Erst unlängst hatten wir einen Projektmanager mittleren Alters als Kunden, der in einem internationalen Telekommunikationsunternehmen angefangen hat zu arbeiten -  in einer Abteilung, mit sehr vielen jungen Menschen. Nach einem Dreivierteljahr kam er zu uns zum Coaching, weil er mit der Geschwindigkeit in der Abteilung nicht mitkam. In seinem vorigen Job beantwortete er Emails innerhalb von vier Stunden und galt als schnell. Jetzt wurde via Messenger in Echtzeit kommuniziert. D.h. es wurde auf jede Frage unmittelbar geantwortet. Auch während Besprechungen. Und das ist kein Einzelfall mehr. Wir leben und arbeiten im permanenten Dialog. 

Funktionieren dann altersgemischte Projektteams überhaupt noch?

Doch, natürlich. Man darf den Gap nur nicht ignorieren oder gar schönreden. Es gibt aber Wege und technische Tools, wie man auch nicht so technik-fitte und -affine Menschen abholen und einbinden kann.

Und was empfehlen Sie nun top (PM-)Managerinnen und Managern im Umgang mit hochkomplexen Projekten?

Reduzierung durch Vereinfachung. Und diese erreicht man bei der Umsetzung von Projekten sehr gut durch die Etablierung von temporären Projektorganisationen – also Unternehmen auf Zeit. Das gibt Autonomie und vereinfacht die Abläufe und Abstimmungsprozesse enorm. Es geht dabei nicht darum, eine neue Gesellschaft zu gründen oder gar ein Startup, sondern es geht um Ausgliederung für einen bestimmten Zeitraum. Die Projektleitung agiert in solchen Organisation dann als CEO, die Projektauftraggeber als Eigentümer auf Zeit. Und gemeinsam mit dem Projektteam haben sie bis zum Abschluss nur dieses eine Projekt im Fokus. Sie sind und fühlen sich dadurch zu 100 % verantwortlich. Allerdings haben Projektmanagerinnen und Projektmanager nicht automatisch das Selbstverständnis einer Geschäftsführung. Hier muss mittels Coaching schon sehr oft am Mindset gearbeitet werden.

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