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11.11.2019 | News

Agiler Kulturwandel

Sieben Strategien für die neue Haltung

Agiles Arbeiten wird häufig allein mit Methoden wie Design Thinking oder Scrum in Verbindung gebracht. Doch die Einführung dieser Methoden reicht nicht aus, um Unternehmen wirklich agil zu machen. Mitarbeiter müssen sich wandeln: hin zu eigenverantwortlichen, entscheidungsfähigen und experimentierfreudigen Teamplayern. Wie Unternehmen diesen agilen Kulturwandel erzielen - dies beschreibt Unternehmensberater Robert Birkwald anhand von sieben Empfehlungen.

Freiheit für die Teams! Mit diesem Motto setzte das Top-Management eines Konzernbereichs auf agile Arbeitsweise. Neue Methoden wie Scrum und Design Thinking sollten die Organisation so flexibel wie nie machen. Mitarbeiter sollten eigenständig arbeiten. Doch die Rechnung ging nicht auf. Statt die Projekte selbst zu organisieren und Entscheidungen zu treffen, wagte sich kaum ein Team aus der Deckung. Die Mitarbeiter fühlten sich von der agilen Arbeitswelt völlig überfordert. „Wir wissen, wie Scrum funktioniert“, sagte einer, „doch kaum einer traut sich, so zu arbeiten.“

Diesen Fehler machen viele Unternehmen: Sie wollen schneller und flexibler auf Kundenwünsche eingehen - und schulen deshalb agile Methoden wie Scrum, Kanban oder Design Thinking. Doch diese Methoden lassen sich nicht verordnen. Sie erfordern eine völlig neue Denkweise und persönliche Haltung: Verantwortung für eigene Entscheidungen übernehmen, selbst Prioritäten setzen, unternehmerisch denken, mit Kollegen über den optimalen Lösungsweg diskutieren und Feedback geben.

„Der Aufbruch ins agile Arbeiten bedeutet vor allem, alte Verhaltensmuster aufzubrechen“, erklärt Robert Birkwald, Experte für agile Transformation bei der Unternehmensberatung next level consulting, „nur so können Mitarbeiter mit den neuen Methoden erfolgreich arbeiten.“ Die Schwierigkeit: Den alten Verhaltensmustern folgen Mitarbeiter häufig unbewusst. Wie im Reflex bitten Mitarbeiter ihre Vorgesetzten um Entscheidungen, gehen bei ihrem Verhalten auf „Nummer sicher“ und vermeiden Wagnisse. „Unternehmen sollten Mitarbeitern diese Reflexe und Muster bewusst machen, sie zu neuem Verhalten ermutigen und es mit ihnen einüben “, erklärt Robert Birkwald. Er erläutert sieben Empfehlungen, diesen Kulturwandel zu meistern:   

 

1. Mitarbeiter aus der Komfortzone herauslocken:

Unternehmen, denen der agile Kulturwandel gelungen ist, haben Mitarbeiter bewusst aus ihrer „Komfortzone“ herausgeholt. Sie haben ihre Mitarbeiter vor völlig neue Herausforderungen gestellt, sie für Aufgaben experimentieren lassen. Fehler waren nicht nur erlaubt, sondern als „Scheiternlernen“ erwünscht. Mitarbeiter lernen viel, wenn sie mit Herausforderungen ringen: Nicht aufgeben, wenn der Weg blockiert scheint; geduldig bleiben, hartnäckig das Ziel verfolgen, Zeit und persönliche Energie investieren.

2. Positive Erfahrungen vermitteln:

Viele Mitarbeiter wissen nicht, wie sich die neuen, agilen Arbeitsweisen „anfühlen“. Deshalb machen agile Unternehmen diese Arbeitsweisen nahbar. Sie führen Mitarbeiter behutsam ans agile Arbeiten heran, beispielsweise in Simulationen oder Rollenspielen. „Es ist wichtig, mit Mitarbeitern dabei auch über Emotionales zu reden, etwa in Reflexionsrunden über Frustration oder den persönlichen Umgang mit dem Experimentieren zu sprechen“, sagt Robert Birkwald. Wie geht es den Mitarbeitern in der agilen Arbeitswelt? Welche Gefühle löst es aus, den Mut für neue Wege aufzubringen, Aufgaben eigenverantwortlich zu organisieren oder ein Experiment mit ungewissem Ausgang zu wagen?

3. Feedback geben:

Feedback hilft Mitarbeitern, eine neue Haltung in der Organisation auszubilden und zu festigen. „Viele Mitarbeiter haben über Jahrzehnte verinnerlicht, dass Experimente und Fehler ein Tabu sind“, sagt Robert Birkwald, „wenn sie sich jetzt auf dieses unsichere Terrain vorwagen, brauchen sie beim Ausprobieren neuer Ansätze viel Feedback und Rückendeckung der Führungskräfte.“ Auch Feedback von Kollegen und Mentoren ist wichtig: Im Idealfall gibt jeder jedem Rückmeldungen - auch Mitarbeiter ihren Führungskräften.

4. Fokus auf die gegenwärtige Aufgabe:

Multitasking ist heute weit verbreitet. Dem agilen Arbeiten schadet es allerdings, wenn Mitarbeiter an mehreren Aufgaben gleichzeitig arbeiten. Viele agile Methoden erfordern von den Beteiligten höchste Konzentration: etwa, wenn sie neue Lösungswege für ein Problem ausprobieren, die Effekte aufmerksam beobachten und eine Entscheidung für einen vielversprechenden Weg treffen. „Dies ist der Grund, weshalb man im Zusammenhang mit agiler Arbeitsweise die Fähigkeit zur Achtsamkeit betont“, sagt Robert Birkwald. Ähnliches gilt für die Fähigkeit zur Reflexion: Gute agile Teams betrachten selbstkritisch ihre Arbeitsweise und ihre Ergebnisse. Robert Birkwald: „Wichtig ist es, den Autopiloten auszuschalten und mit wachen Sinnen das zu hinterfragen, was man gerade tut.“

5. Die Teamarbeit betonen:

Agile Mitarbeiter arbeiten in Teams. Vergütet allerdings werden sie selten für Teamwork, sondern klassisch wie Einzelkämpfer. Die Folge: In der Gruppe fahren die Mitarbeiter die Ellenbogen aus statt sich die Hand zu reichen. „Wer eigenverantwortliche, selbstorganisierte Teams will, sollte Gruppenergebnisse stärker würdigen und Prämien oder andere Leistungen daran ausrichten“, rät Robert Birkwald.

6. Communities schaffen:

Erfahrungsaustausch über agiles Arbeiten ist für Mitarbeiter wichtig. Einige Unternehmen bauen deshalb Communities in ihrer Organisation auf und unterstützen ihre Mitarbeiter bei der Vernetzung. „Häufig hilft es, wenn Mitarbeiter unter ihren Kollegen einen passenden ‚Buddy’ für den Austausch finden“, erklärt Robert Birkwald. Wichtig sei es, dass Mitarbeitern im Unternehmen aufmerksam zugehört werde, sie offen sprechen können und auch um Hilfe und Unterstützung bitten dürfen.

7. Führungskräfte trainieren:

Die erfolgreiche Entwicklung des agilen Mindsets steht und fällt mit den Führungskräften. Sie sind Vorbild für Mitarbeiter - und häufig die Keimzelle einer neuen Haltung. „Viele Führungskräfte sind es gewohnt, sich an best practices zu orientieren“, hat Robert Birkwald beobachtet. Die agile Welt indes erfordert einen anderen Führungsstil - nicht durch Vorgaben, Pläne und Kontrolle, sondern durch Feedback, Coaching und Unterstützung. „Gute agile Führungskräfte verwenden viel Zeit darauf, ihre Mitarbeiter zu ermutigen, sie zum selbstorganisierten Arbeiten zu befähigen und Rückmeldung zu geben“, sagt Robert Birkwald. Für ihn steht fest: Unternehmen, die in die agile Welt aufbrechen, sollten auch die Führung neu denken.

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